Länderinformations-Seminar KURDISTAN

← Zurück zur Übersicht

Kurdistan als historische Region im Nahen Osten ist seit dem 1. Weltkrieg in seinem Kerngebiet auf 4 Staaten aufgeteilt: Irak, Iran, Türkei und Syrien. In allen vier Teilen Kurdistans haben Kurdinnen und Kurden unterschiedliche Diskriminierungs- und Verfolgungserfahrungen erlebt. Zugleich führte der Widerstand kurdischer Parteien und KämpferInnen seit 1991 bzw. 2012 zur Errichtung zweier kurdischer Para-Staaten im Irak und Syrien.

Die letzten 20 Jahre wurden die Kurd*innen zunehmend zu einem Machtfaktor im Nahen Osten, an dem auch die bestehenden Staaten und die Internationale Politik nicht mehr vorbei können. Allerdings sind die beiden Para-Staaten weiter prekär. Afrin wurde Anfang 2018 von der Türkei und ihren islamistischen Verbündeten erobert und steht seither unter einem brutalen Besatzungsregime, das versucht die Region demographisch zu verändern.

Aber auch die Menschenrechtssituation innerhalb der selbstverwalteten Gebiete ist keineswegs unproblematisch. Politische Gegner*innen der jeweiligen Machthaber*innen müssen zudem mit politischer Repression rechnen. Die innerkurdischen Konflikte, v.a. zwischen Barzanis Demokratischer Partei Kurdistans (PDK) im Irak und den Verbündeten von Abdullah Öcalans PKK, führen immer wieder zu Auseinandersetzungen. Besonders prekär ist die Menschenrechtslage allerdings in der Türkei und im Iran, wo AktivistInnen kurdischer Bewegungen systematischer politischer Repression ausgesetzt sind. Insbesondere religiöse Minderheiten, wie die Ezidi (Jesidi) sind zudem auch nach dem vorläufigen Ende des IS als Parastaat, weiterhin jihadistischer Gewalt ausgesetzt und versuchen weiterhin nach Europa zu fliehen.

Dieses Seminar geht einerseits auf die Geschichte, kulturelle, religiöse und sprachliche Vielfalt der Kurdinnen und Kurden ein, diskutiert aber auch die aktuelle politische Situation in allen Teilen Kurdistans, insbesondere in Hinblick auf asylrelevante Entwicklungen.

Zielgruppe

Betreuende und Beratende von Flüchtlingen und Mitgrant*innen

Referent

Thomas Schmidinger

Politikwissenschaftler, Sozial- u. Kulturanthropologe, Lektor am Institut für Politikwissenschaft der Uni Wien an der Fachhochschule Vorarlberg; Forschungsschwerpunkte: Naher Osten, Politischer Islam, Irak, Sudan, Antisemitismus, Migration, Staatszerfall, Kurdistan, Staat und Religion
Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft zur Föderung der Kurdologie; seit 1999 zahlreiche Feldforschungsaufenthalte in allen Teilen Kurdistans; "Kampf um den Berg der Kurden" erschienen 2018; Forschungkstätigkeit im Oktober 2018 zur Situation der Ezidi in Shingal / Sinjar.

← Zurück zur Übersicht